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Usbekistan und der Verlust seiner Fachkräfte: Ein paradoxes Staatsverhalten mit gefährlichen Folgen

by Ganisher Sagdullaev

Als erfahrener HR-Experte weiß ich: Arbeitskräfte sind das Fundament jeder Volkswirtschaft.
Sie sind nicht nur Produktionsfaktoren, sondern der eigentliche Motor für Innovation, Produktivität und soziales Wachstum.
Doch was in Usbekistan derzeit geschieht, ist aus arbeitsmarktpolitischer Sicht ein alarmierendes Paradox:
Der Staat bildet hochqualifizierte Fachkräfte aus – und fördert gleichzeitig ihre Auswanderung.


Das Paradox der staatlich organisierten Auswanderung

In den letzten Jahren hat die usbekische Regierung das „Agentur für externe Migration“ gegründet – ein offizielles Organ, das die internationale Arbeitsmigration koordinieren soll.
Ziel war es, Arbeitsmigration zu regulieren und legale Wege ins Ausland zu schaffen.

Doch in der Praxis geschieht das Gegenteil:
Das Land verliert systematisch seine qualifizierten Arbeitskräfte, darunter Ärztinnen, Ingenieure, IT-Spezialisten und Pflegepersonal – genau jene Menschen, die im Inland dringend gebraucht werden.

Die Ironie besteht darin, dass ein Entwicklungsland seine besten Talente exportiert, während es gleichzeitig über Fachkräftemangel im eigenen Gesundheitssystem, Bildungssektor und in der Industrie klagt.


Die Realität für Fachkräfte in Usbekistan

Hinter dieser Entwicklung stehen strukturelle Probleme, die hochqualifizierte Menschen dazu treiben, ihr Land zu verlassen:

  • Geringe Löhne und fehlende Aufstiegsmöglichkeiten: Viele qualifizierte Fachkräfte verdienen nur einen Bruchteil dessen, was sie im Ausland erhalten könnten.
  • Mangelnde Innovationsförderung: Laut einer Studie (SSRN, 2024) gehört unzureichende Finanzierung der Forschung und Innovation zu den Hauptgründen, warum Wissenschaftler und Ingenieure aus Zentralasien emigrieren.
  • Diskrepanz zwischen Bildung und Arbeitsmarkt: Jedes Jahr schließen Tausende Hochschulabsolventen ihr Studium ab – doch es gibt zu wenige qualifikationsgerechte Arbeitsplätze.
  • Bürokratische Hürden: Unternehmertum und Eigeninitiative werden oft durch Regulierungen und ineffiziente Verwaltungssysteme gehemmt.

Das führt zu einer paradoxen Situation:
Usbekistan investiert Millionen in die Ausbildung seiner Jugend – nur damit diese Jugend später im Ausland produktiv wird.


Offizielle Daten und internationale Analysen

  • Laut Weltbank (2024) würde ohne Rücküberweisungen von im Ausland arbeitenden Usbeken die Armutsquote im Land von 9,6 % auf etwa 16,8 % steigen.
    Mit anderen Worten: die Wirtschaft hängt stark von den Überweisungen der Arbeitsmigranten ab.
    (Qalampir.uz)
  • Nach dem „Human Flight and Brain Drain Index“ liegt Usbekistan bei einem Wert von 4,0 / 10 (2024) – was auf einen signifikanten, wenn auch kontrollierten Wissensabfluss hinweist.
    (theglobaleconomy.com)
  • Eine Analyse der International Organization for Migration (IOM) von 2024 kritisiert fehlende Transparenz und unzureichende Datenerhebung im Migrationssystem.
    (IOM Uzbekistan Data Mapping 2024)

Diese Zahlen zeigen deutlich: Migration ist kein Einzelfall, sondern ein struktureller Bestandteil der usbekischen Wirtschaftspolitik geworden.


Warum das gefährlich ist

Wenn ein Land seine qualifizierten Menschen verliert, verliert es mehr als nur Arbeitskräfte –
es verliert Wissen, Innovationskraft und Zukunftsperspektive.

Jeder ausgebildete Arzt, Ingenieur oder Techniker, der das Land verlässt, bedeutet für die Volkswirtschaft:

  • geringere Steuereinnahmen,
  • niedrigere Innovationsraten,
  • und wachsende Abhängigkeit von Rücküberweisungen statt eigener Produktivität.

Das „Brain Drain“-Phänomen schwächt die Wettbewerbsfähigkeit langfristig und führt zu einer Spirale, aus der sich Schwellenländer nur schwer befreien können.


Was Usbekistan verstehen muss

Anstatt die Migration zu fördern, sollte der Staat Strategien entwickeln, um Talente zu halten oder zurückzugewinnen:

  1. Migration als Kreislauf, nicht als Einbahnstraße begreifen: Rückkehrprogramme, Wissenstransfer und digitale Kooperationen fördern.
  2. Inländische Chancen schaffen: Faire Bezahlung, moderne Arbeitsbedingungen und Innovationsförderung.
  3. Private Unternehmen einbinden: Zusammenarbeit mit HR- und Ausbildungsagenturen, die internationale Standards verstehen und lokale Expertise haben.
  4. Transparente Politik: Klare, datengestützte Strategien zur Fachkräftesicherung, statt kurzfristige Lösungen.

Die Weltbank empfiehlt zentralasiatischen Staaten, die Abwanderung in eine „zirkuläre Migration“ umzuwandeln – also Fachkräfte zwar im Ausland arbeiten zu lassen, aber durch Rückbindung und Wissenstransfer den Heimatländern zugutekommen zu lassen.
(intellinews.com)


Fazit

Usbekistan steht an einem Scheideweg:
Es kann weiter zusehen, wie seine besten Köpfe das Land verlassen –
oder beginnen, sie als strategische Ressource zu behandeln.

Fachkräfte sind kein Exportgut, sondern das Herz einer jeden erfolgreichen Nation.
Solange das nicht verstanden wird, wird die usbekische Wirtschaft zwar wachsen, aber niemals wirklich stark werden.


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